Gestern habe ich Kartons gepackt. Erinnerungen verstaut. Dinge, die einst Zuhause waren, haben nun keinen Platz mehr in meinem Raum. Nicht aus Trotz. Nicht aus Wut. Sondern, weil sie gegangen sind – aus meinem Herzen. Ich habe das Schlafzimmer ausgeräuchert. Den Raum, in dem Liebe war, Nähe, Fremdheit, Schlaflosigkeit, Hoffnung. Ich habe den Rauch ziehen lassen,
so, wie ich ihn habe ziehen lassen: Den Mann. Die Geschichte. Meine alten Muster. Mich – wie ich einmal war.

Und dann habe ich in der Nacht geträumt, dass ich sterbe. Nicht erschreckend. Kein Unfall. Kein Drama. Kein Blut. Es war eine Entscheidung. Ganz still. Ganz klar. Ein Teil von mir war bereit zu gehen. Und heute wache ich auf in einem Leben, das noch leer ist. Nicht traurig – aber zart. Wie nach einem Sturm, wenn der Himmel plötzlich so groß ist, dass du dich selbst darin neu suchen musst. Was gerade in mir geschieht, geschieht in vielen von uns. Im Kollektiven. In Körpern, die müde geworden sind vom Festhalten. In Seelen, die nicht mehr in alte Formen passen. In Beziehungen, in Rollen, in Selbstbildern, die sich zu eng anfühlen. Zu leise. Zu fremd. Wir sind nicht allein in diesem Übergang. Nicht verrückt, nicht zu sensibel, nicht undankbar oder feige.

Wir sind Menschen im Wandel. Frauen und Männer, die loslassen, was nicht mehr lebt – damit etwas Neues geboren werden kann. In uns. Durch uns. Für uns alle. Es braucht Mut, so zu sterben,
ohne zu wissen, was danach kommt. Aber vielleicht ist das genau die Art von Tod, die Leben schafft. Echtes. Nahes. Dein eigenes. Ich bin gestern gestorben. Und heute lebe ich neu.

Noch tastend. Noch weich. Aber wahr. Und wach.