Vierzig Tage Bewegung. Vierzig Tage Atmen, Fühlen, Hinsehen. Vierzig Tage voller Turbulenzen, Stille, Sehnsucht und Klarheit.

Heute spüre ich: Ich bin Vata. Ich bin Bewegung. Mein Körper – manchmal ruhelos, oft auf der Suche. Mein Geist – ständig in Gedanken. Doch mit jedem Sonnengruß habe ich mir erlaubt, in diese Bewegung hineinzugehen, nicht wegzulaufen, sondern sie zu bewohnen. Vata ist das Prinzip von Luft und Äther – leicht, kreativ, unruhig. Und gerade in Zeiten des Wandels wirkt es besonders stark. Es wirbelt auf, bringt Gedankenfluten, Nervosität, Schlaflosigkeit. Und gleichzeitig schenkt es mir meine tiefsten Einsichten, meine Feinfühligkeit, meine Kreativität.

Der Sonnengruß war für mich in diesen 40 Tagen wie eine Medizin. Er bringt Bewegung – aber mit Rhythmus. Er ist Vata in Struktur. Eine Einladung, mich nicht zu verlieren in der Luftigkeit, sondern den Atem als Anker zu nehmen. Besonders spüre ich das in der Ujjayi-Atmung – dieser leichten Kehlkopfatmung, bei der die Luft an der Epiglottis vorbeistreicht. Wie ein sanftes Meeresrauschen. Sie verlängert meine Ausatmung, beruhigt meinen Vagusnerv, bringt mich vom Außen ins Innen.

Wenn ich 18 bewusste Atemzüge nehme – langsam, tief – spüre ich: Ich muss niemandem etwas beweisen. Ich darf einfach sein.

Und hier kommt das Wort wieder, das mich so beschäftigt hat: Integrität. Bin ich integer, wenn ich zweifle? Wenn ich mich unsicher fühle? Wenn ich nicht weiß, wie ich „punkten“ kann? Ich glaube, ja. Vielleicht ist gerade das mein Weg zur Authentizität: Nicht zu glänzen, sondern zu zeigen, was da ist. Nicht perfekt zu funktionieren, sondern zu atmen. Nicht festzuhalten, sondern zu vertrauen.

Ich habe in diesen 40 Tagen viel losgelassen: Körperliche Blockaden. Zweifel. Den Wunsch, zu gefallen. Ich habe aber auch viel berührt: Meine Tiefe. Meine Klarheit. Meine Kraft. Und jetzt, am letzten Tag, bin ich vielleicht noch nicht „fertig“ – aber ganz da.

Und plötzlich ist sie da: Diese stille Kraft. Sie kommt nicht mit Lärm. Nicht mit Applaus. Sondern aus der Tiefe.

Da ist etwas in mir,
so fein und doch so durchdringend.
Still – und gleichzeitig voller Kraft.
Ich kann es nicht greifen,
und doch spüre ich es in jeder Zelle.

Es erinnert mich daran, wer ich bin,
wenn ich aufhöre zu suchen.
Wenn ich einfach da bin –
unverstellt, offen, echt.

Hier, in dieser stillen Präsenz,
bin ich zu Hause.

Und dann, in dieser Stille, in dieser inneren Klarheit, erkenne ich: Großes bewegt sich nicht durch äußeren Lärm, sondern durch die stille Kraft des Dranbleibens.

Und so stehe ich auf, in meiner Art.
Nicht laut – aber spürbar.
Nicht angepasst – aber aufrecht.
Nicht perfekt – aber lebendig.

 

Was bleibt, wenn ich alles loslasse, was ich dachte sein zu müssen? Was zeigt sich, wenn ich ganz still werde?