Manchmal kommt Trauer, wenn wir es am wenigsten erwarten. Mitten in einem ruhigen Moment, kurz vor dem Einschlafen, wenn das Nervensystem loslässt und das Herz wieder fühlen darf.
Trauer folgt keinem Zeitplan. Sie hält sich nicht an Kalender oder Vernunft. Sie kommt, wenn dein Körper still genug wird, um sie zu spüren. Oft geschieht das nachts – wenn du endlich loslässt,
wenn das Nervensystem nicht mehr funktionieren muss, wenn du nicht mehr stark bist, sondern einfach nur bist.
Trauer ist keine Störung. Sie ist Liebe, die noch keinen Platz gefunden hat. Sie ist die Bewegung deines Herzens, das sich erinnert. Und sie darf da sein – ohne Ziel, ohne Druck, ohne Urteil.
Wenn du heute Trauer spürst – sei sanft mit dir. Vielleicht zeigt sich darin nicht nur Verlust, sondern die ungebrochene Fähigkeit zu lieben.
Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für Trauer. Aber es gibt den richtigen Raum – deinen Atem, deinen Körper, deine Nacht. Lass dich halten.
Schlaf gut heißt nicht, nichts zu fühlen. Schlaf gut heißt, weich zu werden – damit dein Nervensystem atmen darf, auch inmitten der Trauer.
Drei Achtsamkeitsübungen für unerwartete Trauer
1. Die Wellenübung – im Rhythmus des Lebens bleiben. Wenn Trauer in dir aufsteigt, stell dir vor, du stehst am Ufer und beobachtest die Wellen. Jede Welle hat einen Anfang, einen Höhepunkt und ein natürliches Abklingen. Nimm wahr, wie sie auf dich zurollt – „Da kommt eine Welle.“ Bleib mit ihr, wenn sie dich erreicht – „Ich halte das aus. Ich bin hier.“ Und spüre, wie sie sich wieder zurückzieht. So lernst du, mit schwierigen Gefühlen präsent zu bleiben, ohne dich in ihnen zu verlieren – wissend, dass sie sich von selbst verändern.
2. Die Atemübung mit Trauer – den Körper sprechen lassen Such dir einen ruhigen Ort und leg beide Hände auf dein Herz oder deinen Bauch. Atme langsam. Mit jedem Einatmen schenkst du deiner Trauer Raum. Mit jedem Ausatmen erlaubst du ihr, sich durch dich hindurch zu bewegen. Flüster leise: „Beim Einatmen erkenne ich diesen Schmerz an. Beim Ausatmen umgebe ich mich mit Freundlichkeit.“ Dein Körper darf jetzt das verarbeiten, was dein Verstand noch nicht begreifen kann.
3. Die liebevolle Erinnerung – Verbindung ehren Wenn Trauer dich plötzlich trifft – durch einen Geruch, ein Bild oder einen Moment – halte inne. Erinnere dich an das, was du verloren hast,
an die Person, die Zeit, die Liebe. Lass sie in deinem Inneren lebendig werden. Lege deine Hand auf dein Herz und sag: „Danke, dass du Teil meines Lebens warst. Danke, dass du mich verändert hast. Ich trage dich in meinem Herzen.“ So verwandelt sich Trauer in ein stilles Ehren – in eine Bewegung der Liebe, die bleibt.


