Ich stehe. Mitten im Wind. Mitten im Zweifel. Mitten im Leben.
Nicht alles fließt leicht. Manches ruckelt, wackelt, stellt sich quer. Doch da ist etwas in mir – eine Kraft, die nicht aufgibt. Ein Teil, der sagt:
„Ich weiß, was ich will.“
Meine Dickköpfigkeit – meine Sturheit – lange verschrien, oft versteckt, ist heute mein Anker. Sie schenkt mir Standhaftigkeit. Sie sagt Nein, wo ich mich verliere,
und Ja, wo mein Herz aufblüht.
Ich trage nicht nur meine Geschichte. Ich trage das Unausgesprochene, das Verschwiegene. Ich spüre, was unter dem Teppich der Generationen schon viel zu lange atemlos schlummert.
Da ist die alte Dame in mir – verloren im Chaos von Flucht und Krieg. Sie verliert ihre Mutter, und doch: das Leben schenkt ein Wiedersehen. Sie gehen gemeinsam weiter –
nicht zurück, nicht wie geplant – aber weiter. Ein Stück Hoffnung unter schwerem Himmel.
Da ist mein Großvater, im russischen Gefangenenlager. Einsamkeit, Hunger, Entwurzelung. Doch ich komme heute zu ihm.
Ich tanze mit ihm – durch Raum und Zeit. Ich bringe Licht in sein Dunkel. Leichtigkeit in sein bleischweres Schweigen.
Ich bin hier, um das zu fühlen, was nicht gefühlt werden durfte. Ich bin hier, um die Tränen zu weinen, die eingefroren blieben.
Ich bin hier, um frei zu werden – und mit mir alle, die vor mir waren.
Und ich gehe. Mutig, entschlossen. Ich verkaufe alles. Ich stehe mit zwei Kindern in Auckland am Flughafen. Ich weiß es noch wie heute, es war der 11. Mai 2010 – 11:11 Uhr.
Ein göttlicher Takt, der den Neubeginn besiegelt.
Ich weiß nicht, wohin die Reise uns führen wird. Wir wollen die Welt sehen, eine neue Heimat finden. Aber ich weiß noch nicht genau wohin es geht und folge weiterhin den Zeichen: Ich bleibe nicht stehen.
Ich verliere niemanden. Ich halte. Ich hüte. Ich führe meine Kinder – mit Liebe, mit Vertrauen. Nicht durch Krieg, sondern durch Wandel. Es soll zurück in die alte Heimat und ich wehre mich mit Händen und Füßen, lieber laufe ich bardurch das Himalaya, der Schmerz ist einfach zu groß.
Ich bin nicht verloren wie mein Opa. Ich bin nicht getrennt wie jene Frauen, die Mutter, Tochter, Heimat zurücklassen mussten. Ich kehre zurück – nicht an einen Ort, sondern in meine Kraft.
Ausdauer wächst im Stillstand. Geduld wurzelt im Vertrauen. Klarheit entsteht nicht durch Schnelligkeit, sondern durch das mutige Bleiben.
Ich bin Brücke.
Ich bin Feuer.
Ich bin Heilung.
Ich bin die, die den Teppich hebt – damit das Verborgene endlich atmen darf.
Ich bin der Fels. In der Brandung der Geschichte. Ich bleibe. Und ich gehe weiter.
Für mich. Für sie. Für alle.