Heute lag ich am Strand. Das Meer umspülte meine Haut, der heiße Sand trug mein Gewicht, der Wind spielte sanft in meinem Haar – und plötzlich war sie da, die Erinnerung.
Ich dachte an Helen. Meine erste Freundin in Neuseeland. Sie lebte mit ihrem Partner in einem Garten, so wild und weise, so still und kraftvoll, dass ich das Gefühl hatte, die Erde selbst würde durch ihn atmen.
Helen lehrte mich, was es heißt, wirklich mit der Natur zu leben. Sie zeigte mir die Geheimnisse des organischen Gärtnerns: Wie man Rhabarberblätter zu einem Sud verarbeitet, der Schädlinge fernhält.
Wie man Teppiche und Zeitungen als natürlichen Schutz gegen Unkraut einsetzt. Wie man morgens Ungeziefer mit den Händen aus den Blättern liest – nicht aus Ekel, sondern aus Achtsamkeit.
Ich lernte, Knospen vor dem Frost zu schützen, Pflanzen zu verstehen, ihre Zeichen zu deuten. Ich begann zu sehen.
Ich erinnere mich an Taherama und Jules, die beiden führten mich in die traditionelle Pflanzenmedizin der Māori ein. Wir sammelten Blätter, mixten Tinkturen für Haut und Haare, für Körper und Seele. Ich war der Essenz des Lebens nie näher als in diesen ersten Jahren in Neuseeland. Nichts war künstlich, nichts war abgetrennt – alles gehörte zusammen.
Sie lebten draußen: Ein Wohnwagen als Schlafzimmer, die Küche unter duftenden Pinien, und das Bad – eine Zinkwanne über Feuerholz, das zum Baden entzündet wurde. Man setzte sich auf Holzplanken, damit man sich nicht verbrannte. Es war einfach. Und es war vollkommen.
Heute, am 20. Tag meiner Reise zu mir selbst, blicke ich über die Ostsee. Und zum ersten Mal in 15 Jahren verspüre ich keine Sehnsucht nach Neuseeland.
Nur Dankbarkeit.
Nur Liebe.
Nur Frieden.
Ruhe. Rückzug. Erinnerung.
All das lebt in mir.
Und es trägt mich – wie damals der warme Boden unter den Füßen.
Wie das Leben selbst.