Jeder Sonnengruß ist mehr als eine Bewegung – er ist ein Gebet, ein Schritt auf einer Landkarte, die nicht nur meinen Körper, sondern die ganze Erde umspannt. Auf dieser Reise beginne ich zu begreifen: Ich bin verbunden mit etwas Größerem. Mein Herz, mein Schmerz, meine Sehnsucht sind nicht nur meine – sie sind Teil eines kollektiven Gewebes, das weit über mich hinausreicht.
Afrika – die Wurzel: Hier liegt die Urkraft, die Erde, die unsere Ahnen nährt. Ich spüre, wie wichtig es ist, mich wieder zu erden, den Boden unter meinen Füßen zu ehren, zurückzukehren zu dem, was trägt.
Asien – das Sakralchakra: Hier fließt die schöpferische Kraft, die Sinnlichkeit, die emotionale Tiefe. Ich erkenne, wie sehr ich mich nach Lebendigkeit und Weichheit sehne.
Europa – das Solarplexuschakra: Und hier, in meiner Heimat, spüre ich die Kraft der Transformation. Doch auch die Schwere, die Schuld, die Scham, die in den Zellen Europas liegen. Die Geschichte, die Wunden, die Kriege, die Traumata, die nicht nur meine, sondern die unserer Großeltern, Urgroßeltern, Generationen davor sind. Ich trage sie in mir – unbewusst, doch spürbar.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass Europa dem Solarplexus zugeordnet wird – der Ort von Macht, Kontrolle, Angst und Wille. Hier will etwas gewandelt werden: Die alte Angst in neue Kraft, die alte Schuld in Verantwortung, die Trennung in Verbundenheit. Auf meiner Sonnengrußreise beuge ich mich tief vor der Geschichte, vor dem Schmerz, vor dem, was nicht gesehen wurde – in mir und um mich.
Amerika – das Herzchakra: Es lädt mich ein, zu vergeben, zu heilen, Mitgefühl zu leben. Ich beginne, mir selbst zu vergeben – für das, was ich nicht wusste, nicht konnte, nicht war.
Russland – das Halschakra: Ich übe, meine Wahrheit zu sprechen, meine Stimme zu erheben, für das, was mir heilig ist.
Australien – das Dritte Auge: Ich lerne, zu vertrauen – den inneren Bildern, den Visionen, der Weisheit, die aus der Tiefe kommt.
Antarktis – das Kronenchakra: Und schließlich lasse ich los. Ich öffne mich für die Stille, die Weite, das Nichtwissen. Für die göttliche Anbindung, die mich immer trägt.
Jeder Sonnengruß wird so zu einer kleinen Heilungsbewegung – nicht nur für mich, sondern auch für das Kollektiv, dessen Teil ich bin. Vielleicht beginnt Heilung genau hier: In der Bereitschaft, zu sehen. In der Bereitschaft, zu fühlen. In der Bereitschaft, die Geschichten unserer Körper und unserer Erde zu ehren – und neu zu schreiben.
Und so gehe ich weiter. Mit jedem Atemzug ein wenig freier. Mit jeder Bewegung ein wenig ganzer. Mit jedem Sonnengruß ein wenig mehr ich selbst – verbunden mit allem, was war, ist und werden will.