Ein Tag zwischen Himmel und Erde.
Es begann in der Nacht. Unter einem Himmel, der so klar war, dass man hätte glauben können, er öffne sich jeden Moment. Die Sterne standen weit über uns – still, leuchtend, unaufdringlich. Und doch fühlte es sich an, als würden sie sich über uns ergießen. Ein warmer Schauer aus Licht. Wir lagen nebeneinander, barfuß auf dem Steg, die Augen offen, das Herz weit.
Da waren Sternschnuppen. Da war Stille. Und da war dieses Gefühl: Wir sind gemeint.
Am nächsten Tag trug uns das Wasser. Wir ließen uns auf dem Paddleboard über den See treiben – geführt vom Wind, ohne Plan. Und doch war da ein leiser, innerer Kurs. Eine Richtung, die sich nicht mit dem Verstand erklären ließ, aber vollkommen klar war im Körper. Im Schweigen tauchten Worte auf – wie aus einer anderen Schicht:
„Korn. Kornkammer. Saat.“ Wir sind das Korn. Wir sind die Nahrung. Wir nähren – aus uns heraus, aus dem, was in uns reift, was wir sind. Nicht aus Anstrengung. Sondern aus Verbindung.
Dann kam der Ruf. Nicht laut. Und doch unüberhörbar. Die Gruppe auf der Insel hatte uns gesehen – gerufen. Und wir fanden den Eingang. Als wir an Land gingen, empfing uns der Weißdorn. Nicht ein einzelner Baum – eine ganze Gruppe. Weißdornbäume an einem lichtdurchfluteten Ort. Umringt vom Ahorn. Es war ein heiliger Kreis, ohne religiöse Geste, aber voller Bedeutung.
Der Weißdorn – dieser Hüter des Herzens, dieser Schwellenbaum – sagte nicht viel. Aber seine Botschaft war klar: „Ihr dürft.“ Der Ahorn ringsherum flüsterte: „Jetzt geht.“
Wir waren nackt. Barfuß. Ganz mit der Erde. Wir liefen, wir schauten, wir hörten. Und wieder kamen Worte, in drei Zyklen, als würde die Insel zu uns sprechen:
Willkommen. Vereint.
Der erste Schritt – das JA zur Zugehörigkeit. Du darfst dazugehören. Zu dir, zur Erde, zum Leben.
Pole. Theater.
Der zweite Schritt – das Spiel der Gegensätze. Du darfst Mensch sein, mit Rollen, mit Spannungen. Und du darfst sie ablegen.
Tiere. Groß.
Der dritte Schritt – die Weitung. Die Rückkehr zum Körper, zur Instinktkraft. Und die Erlaubnis, weit zu werden. Groß. Still. Ganz da.
Der Flieder am Rand der Insel trug schon die ersten Früchte des Herbst in einer Art, die fast schüchtern wirkte – aber die Wirkung und Farbe war eindeutig. „Erinnere dich an die Freude.“
Die Schlehe stand zurückhaltend, aber voller Kraft. „Du bist geschützt – auch in deiner Wandlung.“
Dieser Tag war kein Workshop, kein Retreat, keine Session. Er war einfach echt. Und vielleicht genau deswegen so nährend.
Vielleicht sehnst du dich auch danach.
Nach einem Ort, an dem du dich eingeladen fühlst, ohne etwas leisten zu müssen. Nach einer Begegnung, die nicht drängt, aber dich sieht. Nach einem Moment, in dem du weißt: Ich bin gemeint. Ich bin willkommen. Ich bin nicht getrennt. Das Wasser, der Himmel, die Bäume – sie haben uns erinnert. Und vielleicht darf auch dich dieser Text erinnern. Nicht an uns. Sondern an dich selbst. An deine Sehnsucht. An deinen inneren Ruf. Und an die stille Insel, die vielleicht längst auf dich wartet.