Manchmal dauert es nur einen Moment, um zu erkennen, dass man sich selbst verloren hat – und ein ganzes Jahr, um wieder bei sich anzukommen. Letzten September stand ich an einem Punkt, an dem alles in mir festhielt: an Menschen, an Räumen, an einer Vergangenheit, die ich nicht loslassen wollte. Was dann geschah, hat mein Leben auf den Kopf gestellt – und mir mal wieder gezeigt, wie viel Freiheit darin liegt, der Angst ins Gesicht zu schauen.
Letztes Jahr, im September, habe ich etwas erkannt, das mein ganzes Leben verändert hat: Ich war ständig im Außen. Für alle da, jederzeit, nur nicht für mich selbst. Ich hatte mich in einem Netz aus Verpflichtungen und Erwartungen verfangen – und tief in mir wuchs die Angst, loszulassen. Diese Angst hatte viele Gesichter: Die Angst, dass meine Ehe endgültig zu Ende geht. Die Angst, dass die Verbindung zu meinen Kindern brüchig wird. Die Angst, meinen Yoga-Raum zu verlieren. Die Angst, alles zu verlieren, was mir lieb und teuer war.
Und dann habe ich mich entschieden, auch diesen Ängsten nicht länger auszuweichen. Ich habe mich Ihnen gestellt – bewusst, radikal, mit all meiner Kraft. Ich habe Ja gesagt zur Veränderung.
Und das Leben hat mir in diesem Prozess Impulse und Menschen an die Seite gestellt, die mich Schritt für Schritt unterstützt haben.
Im Oktober bekam ich die Hütte am See. Ein Ort, an dem ich nach all den Jahren endlich wieder landen, mich erden und zu mir kommen konnte. Jemand trat in mein Leben, der mir half, meinen Mann wirklich loszulassen. Über die Rauhnächte zog ich Karten – und tief in mir wusste ich: Im August geht es aufwärts. Kurz darauf fand meine Tochter ihren Platz, an dem sie gut aufgehoben ist. Das gab mir die Möglichkeit, auch sie loszulassen und ihr zu vertrauen, dass sie ihren eigenen Weg geht.
Heute, ein Jahr später, weiß ich: Alles, was bleiben sollte, ist geblieben. Alles, was gehen musste, ist gegangen. Und ich habe mich neu gefunden. Am Wochenende auf dem See, vom Wind getragen, im Vertrauen, einfach treiben zu lassen, habe ich gespürt, wie viel Frieden möglich ist, wenn ich aufhöre zu klammern. Es war Freude, tiefe Dankbarkeit und ein Gefühl, das nicht mehr festhalten muss.
Ein Jahr hat es gedauert, mein Leben zu wandeln.
Ein Jahr voller Mut, Schmerz, Loslassen – und vor allem:
Hingabe.
Und heute kann ich sagen:
Ich bin angekommen.