In letzter Zeit merke ich, wie weich ich geworden bin. Es ist, als ob sich alle Kanten, die ich einst in mir trug, sanft geglättet hätten. Etwas in mir fließt – ein leiser Strom, der alles umhüllt und mich trägt. Nichts ist mehr starr oder festgelegt. Alles fühlt sich rund an, wie ein sanftes Kreisen, das im Einklang mit dem Rhythmus des Lebens pulsiert.

Ich habe es wieder entdeckt und aufgedeckt, mit der Bewegung des Lebens zu gehen. Nicht zu kämpfen, sondern mich einzulassen. Die Dinge fügen sich. Ganz von selbst. So, wie es gerade ist, wie es sein soll. Kein Widerstand. Kein Drang, etwas zu verändern. Nur das Zulassen dessen, was ist.

In dieser Weichheit spüre ich eine tiefere Verbundenheit – mit mir selbst, mit den Menschen um mich und mit allem, was mich umgibt. Es ist eine Angebundenheit, die nicht von außen kommt, sondern aus einem stillen Zentrum in mir selbst. Ich bin in diesem Moment. Hier und jetzt. Und es ist genug.

Was mich noch mehr erfüllt, ist die Dankbarkeit, die in mir wächst. Für all das, was ich erfahren habe. Für die leisen und lauten Momente, die mich geprägt haben. Für das Leben, das mir in seiner ganzen Fülle begegnet. Inmitten all dessen spüre ich Demut. Eine tiefe, stille Demut, die mir sagt: Ich muss nichts kontrollieren. Alles entfaltet sich von selbst, wenn ich es nur lasse.

Ich fühle mich so offen. Offen für das, was kommt. Offen für das, was ist. Diese Offenheit schenkt mir eine Leichtigkeit, die ich lange nicht mehr  gefühlt habe. Ich spüre mich wieder und wie alles zu einem großen Ganzen zusammenkommt. Wie sich die Teile meines Lebens fügen, auch wenn ich den Weg nicht immer verstehe.

Und so darf alles sein. Genau so, wie es ist. In seiner Unvollkommenheit, in seiner Fülle. Ich bin weich geworden, und das ist genug. Es ist alles, was ich brauche, um in Frieden zu sein. Die Dankbarkeit, die Demut und die Offenheit, die ich in mir trage, sind mein Anker. Und in dieser Weichheit finde ich Frieden.

40 Tage auf dem Weg des Raja-Yoga – Eine persönliche Rückschau

Diese 40 Tage waren kein Spaziergang. Kein leichtes Dahingleiten auf einer Welle von Licht und Liebe. Es war ein Weg des Erinnerns und Vergessens. Ein ständiges Zurückkehren. Ein stiller Kampf. Nicht gegen die Welt – sondern gegen das, was in mir tobt, flüstert, sich versteckt.

Ich habe mich auf den Weg des Raja-Yoga eingelassen – nicht als äußere Praxis, sondern als innere Verpflichtung. Der Weg der Selbstdisziplin, wie ihn die Bhagavad-Gita beschreibt. Der Pfad des Königs – königlich nicht, weil er bequem ist, sondern weil er alles von einem verlangt. Aufmerksamkeit. Präsenz. Mut. Und ein tiefes Lauschen in jene Räume in mir, die ich sonst meide.

Manchmal fühlte es sich an wie ein Schlachtfeld. Mein Geist – unstet, laut, listig. Alte Gedanken, alte Geschichten, die sich noch einmal aufbäumen, als wollten sie mir beweisen, dass ich mich nie befreien kann. Aber dann war da dieser Moment. Dieses Innehalten. Der Atem, der zurückkehrt. Das Herz, das sich nicht wegdreht. Und ich, die bleibt.

Ich habe Dunkelheiten in mir gesehen – nicht als Feinde, sondern als verlorene Anteile. Schattenweiden, auf denen einst etwas von mir zurückblieb. Diese 40 Tage waren eine Einladung, dort zurückzugehen. Nicht mit Angst, sondern mit einem stillen Mut, der sich nicht beweisen muss. Ein Mut, der sagt: Ich halte dich aus. Ich sehe dich. Ich bin bei dir.

Raja-Yoga ist für mich nicht mehr nur ein philosophisches Konzept. Es ist ein inneres Versprechen geworden. Mich immer wieder zu erinnern: Ich bin nicht meine Gedanken. Ich bin nicht mein Schmerz. Ich bin das Bewusstsein, das beobachten, halten, wandeln kann.

Die Gita hat mir Worte gegeben für etwas, das ich oft nur fühlen konnte. Die Stimme Krishnas in mir sagt: „Handle, aber sei nicht gebunden. Sieh klar, aber sei nicht hart. Kämpfe, aber mit Mitgefühl.“ So habe ich geübt, Tag für Tag. Habe geforscht, gezweifelt, gehofft. Und vor allem: Bin ich geblieben.

Diese Reise endet nicht mit dem letzten Tag. Aber sie hat mir einen neuen Blick geschenkt – auf mich, auf mein inneres Ringen, auf den Wert des Bleibens inmitten des Unbequemen.
Vielleicht ist das der eigentliche Sieg im Raja-Yoga: Nicht über die Schatten, sondern mit ihnen.