Komm an. Setz dich innerlich in die Mitte des Kreises. Dorthin, wo die magischen Nächte wohnen. Hier gibt es keine Richtung, die richtiger ist als eine andere. Hier bist du einfach. Lauschend.
Empfangend. Das Jahr liegt nicht vor dir wie ein Weg, sondern um dich herum wie ein Rad. Und du atmest in seinem Zentrum. Mit dem Einatmen nimmst du wahr, mit dem Ausatmen lässt du los. Was war, darf sich lösen. Was kommt, darf namenlos bleiben. Und aus dieser Mitte heraus beginnt sich das Jahr zu bewegen.

Januar – Tiefer Winter

Es ist still. So still, dass selbst die Gedanken langsamer werden. In einer kleinen Schneelandschaft liegt ein Same unter der Erde. Niemand sieht ihn. Niemand erwartet etwas von ihm. Und genau deshalb ist er sicher. Der Januar erzählt die Geschichte vom Nicht-Müssen. Vom Ruhen ohne Schuld. Vom Wert der Stille. Du musst noch nichts verstehen. Du darfst dich sammeln. Wie die Erde, die ihre Kräfte bewahrt. Atme. Und erlaube dir, noch nicht zu wissen.

Februar – Erstes Licht

Ein kaum spürbares Licht berührt den Rand der Dunkelheit. Nicht hell. Eher wie eine Ahnung. In einem alten Haus wird ein Fenster geputzt. Ganz langsam. Nicht, um hinauszusehen – sondern um wieder Licht hereinzulassen. Der Februar spricht leise von Klärung. Von innerem Ordnen. Von dem Mut, ehrlich zu sein. Was darf klarer werden, damit dein inneres Feuer Raum bekommt?

März – Gleichgewicht

Tag und Nacht stehen sich gegenüber. Wie zwei alte Freunde, die sich lange nicht gesehen haben. Ein Kind steht an einer Weggabelung und hält inne. Nicht aus Unsicherheit – sondern aus Respekt vor der Entscheidung. Der März erzählt von Balance. Von dem Moment, in dem du spürst: Jetzt. Du musst nicht alles auf einmal gehen. Ein Schritt genügt.

April – Wachstum

Der Regen fällt schräg. Die Sonne bricht durch. Alles gleichzeitig. Eine Knospe platzt auf, ohne zu fragen, ob der Zeitpunkt richtig ist. Der April lacht über Kontrolle. Er erzählt die Geschichte von Lebendigkeit. Von Wachstum, das sich nicht planen lässt. Darf es auch in dir unordentlich lebendig sein?

Mai – Blüte

Die Luft ist weich. Etwas öffnet sich von selbst. Zwei Menschen sitzen nebeneinander im Gras. Sie sagen nichts. Und doch ist alles gesagt. Der Mai spricht vom Herzen. Von Verbindung. Von der Schönheit, sichtbar zu sein. Wo darfst du dich zeigen, ohne dich zu erklären?

Juni – Lichtfülle

Die Sonne steht hoch. Kein Schatten ohne Licht. Eine Frau steht auf einer Anhöhe und lässt sich wärmen. Nicht, um zu glänzen – sondern um ganz da zu sein. Der Juni erzählt von Fülle. Von Kraft, die geteilt werden will. Was in dir ist bereit, gesehen zu werden?

Juli – Verkörperung

Die Tage sind lang. Der Körper weiß, was er kann. Ein Baum steht fest im Boden. Er wächst nicht mehr hastig. Er ist. Der Juli spricht von innerer Stärke. Von der Kunst, Kraft zu halten, ohne sich zu verlieren. Wie fühlt sich deine Kraft an, wenn sie weich bleiben darf?

August – Erste Ernte

Die Hände greifen reife Früchte. Nicht gierig. Dankbar. Ein Tisch wird gedeckt. Einfach. Nährend. Der August erzählt von Würdigung. Von dem, was gewachsen ist, weil du geblieben bist. Was nährt dich jetzt?

September – Ausgleich

Das Licht wird milder. Die Luft klarer. Jemand räumt einen Raum auf. Nicht, um Platz zu schaffen – sondern um das Wesentliche zu sehen. Der September spricht von Klarheit. Von dem Mut, zu wählen. Was ist wirklich wichtig?

Oktober – Loslassen

Blätter lösen sich. Ohne Drama. Ein Mantel wird abgelegt, weil er nicht mehr gebraucht wird. Der Oktober erzählt von Wandlung. Von Abschied als Akt der Weisheit. Was darf gehen, damit du freier wirst?

November – Tiefe

Der Nebel liegt tief. Die Welt wird stiller. Eine Kerze brennt für etwas, das war – und noch immer wirkt. Der November spricht von Verbundenheit. Von Ahnen, Wurzeln, Erinnerung. Was trägst du weiter, auch wenn du es nicht siehst?

Dezember – Schwelle

Die Dunkelheit hält alles. Und bereitet etwas vor. Ein Kreis schließt sich. Nicht hart. Sondern atmend. Der Dezember erzählt von Vollendung. Und führt dich zurück in die magischen Nächte dieser Zeit. Du kehrst zurück in die Mitte. Mit allem, was war. Und allem, was werden will.

Abschluss – Rückkehr ins Zentrum

Spüre wieder deinen Atem. Spüre deinen Körper. Der Jahreskreis dreht sich weiter. Mit dir. Durch dich. Du musst ihn nicht halten. Du darfst ihm vertrauen. Und wenn du magst, nimm einen leisen Dank mit. Für den Kreis. Für dich. Für das Leben, das durch dich geht.